Nikolauskneipe

Nach einer langen Woche der Vorbereitungen auf dem Haus, konnte es endlich losgehen: das Nikolausfest. Sowohl die Aktiven als auch die Fuxen konnten es kaum erwarten. Das Haus wurde in den vorhergehenden Tagen auf Vordermann gebracht und mit Christbäumen, sowie weihnachtlicher Dekoration geschmückt. Also optisch passte das schon mal. Die Stimmung war ähnlich weihnachtlich, nachdem bereits Plätzchen gebacken und reichlich Glühwein bei der Vorbereitung zum Fest getrunken wurde.

​Doch nun war es endlich so weit. Auch ich hatte meine Hausaufgaben gemacht und durfte eine der teilnehmerreichsten Kneipen, die ich je erlebt habe, eröffnen. So saß mir eine Festcorona auf vier randvollen Zapfen gegenüber, welche erwartungsvoll in meine Richtung schaute. Auf den Tischen leuchteten Kerzen und der ein oder andere aß noch an den in Schälchen ausliegenden Plätzchen. So begann ich die Nikolauskneipe wie jede andere auch, mit drei Schlägen, die ersten beiden bei mir und der dritte bei mir und meinen Conchargen. Nun konnte es losgehen. 
Nachdem der Kneipstoff auf seine Reinheit überprüft wurde, stimmten wir auch schon den ersten Cantus an: Das Bundeslied. Die Corona erhob sich und hielt vor der Dritten inne, um unseren Verstorbenen zu gedenken. 
Der folgende Cantus “Student sein”, ein Dauerbrenner auf Kneipen, machte mir klar, dass über 80 Personen im Saal auch für einen geübten Bierorganisten schon zur Herausforderung werden können. Vielleicht sollten wir, wenn die Corona in diesem Tempo weiterhin wachsen sollte, doch mal über einen Flügel nachdenken. Eingestreut zwischen den Strophen begrüßte ich die Teilnehmenden der Kneipe, darunter auch Mitglieder sechs weiterer Verbindungen des ATB, wovon ich jedoch eine vergaß zu grüßen. Dies durfte ich mir an späterer Stelle nochmal anhören. 
Nachdem wir den Cantus schön haben ausklingen lassen, konnten sich auch Stimmen aus der Corona zu Wort melden. Zuerst berichteten die Chargen, welche Veranstaltungen im laufenden Semester noch anstehen und was sich in diesem Semester im Fuxenstall so  alles getan hat. Letzteres ist in diesem Semester kaum zu überbieten: zehn neue Fuxen, einer motivierter als der nächste! Mir scheint, als ob die Bierversorgung in der nächsten Zeit erst einmal gesichert ist.  
Zwischen den Strophen des nächsten Cantus “Heute ist heut’” kamen weitere Teilnehmer der Kneipe zu Wort, auch unser AH-Vorsitzender Düse, sowie AH Kolbe, Vize-Präsident des ATB, wurden ein paar liebe Worte los und sind dem Nikolaus hier zuvorgekommen. Sie haben der Verbindung Geschenke mitgebracht. Ein Zigarettenetui aus Silber und einen Krug, beides aus Zeiten als die ATV noch entzweit war. Doch auch unsere AD Jeanne d’Arc kam nicht mit leeren Händen nach Darmstadt, sie hörte etwa, dass wir seit dem Upgrade auf Induktionsherde keine Crêpes mehr machen können, und spendierte der ATV somit eine neue Crêpes-Pfanne. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die schönen Geschenke! 
Nach reichlich weiteren Wortmeldungen, Grußworten und einem Tempus generalis, lauschten alle wie Conrad, der im Masterstudium als Fux bei uns einstieg, die Festrede hielt. Er zog Parallelen zwischen der Vorweihnachtszeit und der Verbindung und stellte mit gekonnten Vergleichen heraus, was er in seiner noch recht kurzen Zeit auf dem Verbindungshaus erlebt hat und wie wichtig Zusammenhalt doch sei. 
Nach dem letzten Cantus des Offizes “O alte Burschenherrlichkeit” ließ ich mich gegen Verbindungsbruder DieMaria austauschen, welcher seinen ersten Inoffiz gleich vor solch einer großen Festcoroana leitete. 
Aufgrund des angestauten Bierdurstes kann ich nicht jeden Cantus des Inoffizes rezitieren, doch blieben mir vor allem die Mimik von AH Springer im Kopf. Er trug uns gekonnt vom Wandel der Arbeit im Laufe einer beispielhaften Karriere vor. Dem Weg vom operativen Geschäft, über Reisen und Organisation zu repräsentativen Aufgaben und seinem Ausstieg aus der Wirtschaft in den Lehrberuf als Professor. Auch die Fuxenmimik brannte sich durch Bilder der neuen Couleurartikel, Unterwäsche im Stil der ATV, getragen über dem Festanzug, in mein Gedächtnis ein. 
Doch der Höhepunkt, vermutlich nicht nur für unsere Fuxen jedes Jahr, das Highlight der Nikolauskneipe stand noch bevor: Der Einzug des Nikolaus‘. So wurden die Fuxen beschenkt und durften auf dem Schoß des Nikolaus‘ den eigens für jeden der zehn Fuxen angefertigten Gedichten lauschen. Auch dieses Jahr gelang es uns, den Fuxen hiermit eine schöne Überraschung zu bereiten. 
Nachdem der Nikolaus den Saal wieder verlassen hatte, ließ die Corona noch den ein oder anderen Cantus von sich und trennte sich anschließend vom inoffiziellen Teil der Kneipe. 
Ob die Nikolauskneipe nun gelungen war, lässt sich aus der Sicht des X oftmals schlecht objektiv bewerten, für mich war sie auf jeden Fall ein Highlight dieses Semesters.
Im anschließenden Bierdorf gelang es uns die Stimmung gewohnt hochzuhalten und bis zum Morgengrauen zu feiern. Leider schaffte ich es nicht die Nachtwertung zu ergattern. Aber morgen war ja schließlich auch noch ein Tag!
 
Euer Taurus Z! X