Wie plant man eine Fuxenfahrt, wenn man klinisch faul ist? Richtig - gar nicht. Stattdessen nutzte ich Anfang des Jahres einen glücklichen Zufall, um die Planung zu umgehen: Fuxmajorin Yuki Ono der Gothania fragte mich, ob wir nicht mit der jeweiligen Fuxia eine gemeinsame Fahrt machen wollten. Und so stand der Plan: 1 Tag Halle, 1 Tag Berlin, 1 Tag Kiel. Aber kein Schlachtplan überlebt den ersten Feindkontakt, der in unserem Fall durch den Mangel an Autos und Fahrern verkörpert wurde. Wir beschlossen, den letzten Stopp in Kiel durch einen weiteren Tag in Berlin zu ersetzen, um weniger Kilometer zu machen und die Fahrt attraktiver für potenzielle Fahrer zu machen. Außerdem erschien uns Berlin marginal interessanter als Kiel, der ein oder andere Leser mag das nachvollziehen können. Und so war der Plan (Version 2) fest: Halle, Berlin, Berlin. Es kam der Tag der Abfahrt. Durch Verschiebungen, Absagen und Nachzügler passte die Fraktion der ATV Darmstadt, bestehend aus 4 meiner Fuxen und mir, tatsächlich in ein einziges Auto. Die geplante Fuxenfahrt (Planversion 2) konnte also in Angriff genommen werden. Doch leider pocht die aktuelle Fuxia immer wieder auf demokratische Grundprinzipien, und wir stimmten mit 4:1 für einen Zwischenstopp bei den Babyziegen, Babykühen, anderen Babytieren und alles was irgendwie klein und niedlich ist, am Hof von Fux Fredi’s Familie. Wer die einzig sinnvolle Stimme gegen diesen absolut unnötigen Zwischenstopp gab, werde ich hier nicht schreiben. Aber da diese Aktion Version 2 des Plans nur erweiterte, gebe ich dem aktuell befolgten Plan die Versionsnummer 2.1, und es ging weiter nach Halle. Angekommen am Haus der ATV Gothia Halle wurden wir von bereits nach Hopfen duftenden Hallensern, Märkern und Frankfurtern begrüßt. Letztere waren nach eigenen, sehr unterschiedlichen Angaben bereits zwischen 10 Minuten und 2,5 Stunden in Halle (Randinfo: Befragte Frankfurter kamen alle mit dem gleichen Auto). Außerdem überraschte uns Verbindungsschwester Vivelle, die mit dem Zug nachgekommen war. Somit wuchs die Fraktion der Darmstädter auf 6 Personen. Da die Hallenser sich auf eine große Philistrierung am Folgetag vorbereiteten, lag bereits gutes Bier an der Zapfanlage an und die Stimmung war ausgelassen. Fredi und ich duellierten uns nach den ersten 2 Stafetten in diversen Kraftübungen. Während ich das Ergebnis hier bewusst auslasse, kann ich an dieser Stelle nur unseren doch deutlich besser ausgestatteten Kraftraum loben. Anschließend folgten unzählige Partien Bierpong, Rage Cage, weitere Stafetten, was man eben so kennt. Im Verlauf des Abends einigten sich Yuki Ono und ich darauf, unsere Fuxen in einer Challenge gegeneinander antreten zu lassen: Die Fuxia, die am nächsten Morgen um 11:00 die meisten Glühbirnen vorweisen kann, gewinnt. Der Verlierer führt an der nächsten Kreuzkneipe eine Mimik zum Thema “Glühbirnen” auf. In den folgenden Stunden wurde es Schritt für Schritt immer dunkler im Haus der Hallenser, was auf den Sieg der Darmstädter Fuxen mit 27:9 (oder so ähnlich) zurückzuführen war. Dementsprechend freuen wir uns auf die nächste Kreuzkneipe! Nachdem die Birnen natürlich auch von uns wieder zurückgeschraubt wurden, machten wir uns auf nach Berlin, den Plan 2.1 weiter zu befolgen. Doch Moment, immer noch Planversion 2.1? Mit Nichten! Beim Feiern in Halle hatte sich unsere Fuxia dazu entschlossen, am letzten Tag doch mit den Frankfurtern nach Kiel zu fahren. Und als wohlwollender Fuxmajor stimmte ich diesem Plan (Version 3) natürlich zu. Unsere Fahrt führte uns am Wannsee vorbei, wo wir einen Abstecher zum Haus der Wannseekonferenz machten. Dort befindet sich eine sehr zu empfehlende und kostenlose Gedenk- und Bildungsstätte zum Thema der Wannseekonferenz. Gerade zu aktuellen Zeiten, in denen sich Menschen mit durchgeknallten politischen Ideen in abgeschotteten Räumen zu Gesprächen treffen, um über die Behandlung ethnischer Gruppen zu beraten, bekommt die Geschichte dieses Hauses eine noch schwerere Bedeutung, und die Erinnerung an die unfassbaren Beschlüsse jener Zeit wird mit Dokumenten und Erläuterungen im Besucherzentrum lebhaft festgehalten. Nachdem wir das Haus einmal durchkämmt hatten, ging es für uns dann aber endlich in die Hauptstadt. In Berlin besuchten wir zuerst ein paar weitere Klassiker mit großer Bedeutung für Geschichte und Gesellschaft, wie sich der Leser bestimmt bereits denken kann: Genau, die Restaurants in der Mall of Berlin. Nachdem der Hunger gestillt war, ging es dann noch eine kleine Runde durch das Regierungsviertel und schließlich zum Haus der ATV zu Berlin. Dieses fanden wir erstaunlicherweise leer vor, jedoch mit offener Haustür. Und so gaben wir uns selbst eine Hausführung, stellten Bier kalt und schlossen die Musikanlage an. Durch die Erfahrung in anderen Verbindungshäusern saß natürlich jeder Handgriff. Tatsächlich stieß dann doch nach Ankunft der Frankfurter Fuxia auch ein zu-Berliner dazu: Bundesbruder Kraftstoff gab uns erneut eine ausführliche (und ich meine eine wirklich ausführliche) Hausführung, die vor allem Fredi auf einen Werkraum bei uns adH scharf machte. Danach verschwand Kraftstoff auch wieder und ließ uns ohne anwesende Berliner zurück. Anschließend blieben wir uns beim Abendprogramm treu: Essen bestellen, Musik, Tischkicker, Trinkspiele. Die vorangegangenen Kräftezehrenden Tage machten sich dann bei 75% unserer Fuxen bemerkbar, woraufhin sie schon zu früher Stunde zum Matratzenhorchdienst antraten. Das unvermeidbare Russenspiel folgte etwas später und führte zu einigen Zwistigkeiten, die ich im Nachhinein auf das Unverständnis für die jeweilige Gegenseite zurückführen würde. In diesem Moment jedoch wurde die hitzige Situation ungelöscht beiseitegeschoben. Das Resultat offenbarte sich, als die feierwütige Fraktion ohne jene 75% der Fuxia erwachte: 1 Fux war mit dem Zug heimgefahren, 2 andere auf eigene Faust in Berlin unterwegs. Letztere sammelten wir, nachdem wir das Haus der ATV zu Berlin blitzeblank hergerichtet hatten, in der Stadt ein, woraufhin wir leider hören mussten, dass sie nicht mit der Fuxenfahrt weitermachen wollten. Den 4. Fux hatten wir kurz vorher (diesmal tatsächlich auch so geplant) verabschiedet. Wer rechnen kann, merkt, dass ich zu diesem Zeitpunkt als Fuxmajor ohne Fuxen auf Fuxenfahrt um 15:30 am Berliner Hauptbahnhof stand. So fasste ich einen neuen Plan (Version 4) und beschloss, nach Hause zu fahren und die Kieler doch nicht zu besuchen. 6 Stunden später lud ich noch einen Fux in Darmstadt adH ab und machte mich auf den Heimweg, den Beifahrersitz voller ungetrunkener Bierflaschen, die Fußmatten voll mit Dreck von Babyziegen und Babykühen, in den Türen McDonald’s-Verpackungen von Babyfuxen. Doch obwohl die Gemüter am Ende etwas gedrückt schienen, war die erste Hälfte der Fuxenfahrt gefüllt mit tollen gemeinsamen Erinnerungen und somit ein voller Erfolg. Aus dem letzten Abend lernen wir einfach für die Zukunft, hören einander besser zu und begeben uns möglicherweise auf eine zweite, selbstgeplante Fuxenfahrt (Ziel: Planversion 1 bis zum Ende).
|
Im WiSe 2024/25 sind noch
|