Bericht zum akademischen Forum vom 24.-26. Oktober 2014 in Halle an der Saale Liebe Verbindungsbrüder,beim diesjährigen akademischen Forum standen drei große Themen zur Debatte, die den ATB derzeit beschäftigen. Ich konnte ein sehr informatives Wochenende zusammen mit Mux verbringen, bei dem wir viele neue Bundesgeschwister näher kennenlernen konnten und viel Spaß hatten. Ich möchte in meinem Bericht kurz die Themen vorstellen und knapp einige verschiedene Positionen aufzeigen, die von verschiedenen Verbindungen dazu vertreten wurden. Abschließen werde ich mit einem persönlichen Fazit zu den einzelnen Themen, sowie zum gesamten akademischen Forum in Halle. Ich habe mich über die rege Beteiligung von mehr als 20 Verbindungen gefreut, was mir gezeigt hat, dass die Themen doch bei einigen sehr ernst genommen werden.1. Gleichstellung von Frauen im ATBEs wurde die Frage nach der Gleichstellung von Frauen im ATB aufgeworfen, nachdem einem Mitglied des Vororts des Aktivenbundes bei einer Veranstaltung, welche als reine Herrenkneipe ausgeschrieben war, die Teilnahme verwehrt wurde. Dabei wurde die Diskussionsrunde sehr frei gehalten und es rückte vor allem das Thema des Verhaltens von Männern gegenüber Frauen in den Vordergrund, das teilweise sehr fragwürdig ist und den nötigen Respekt vermissen lässt. Hier herrscht offenbar noch immer Verbesserungsbedarf bei einigen Herren, unabhängig ob diese nun von einem reinen Männerbund oder aus einem Gemischtbund stammen.Zum Thema Herrenkneipen äußerten sich die entsprechenden Bünde damit, dass es durchaus nicht abwertend gegenüber Frauen aufgefasst werden soll, wenn Herrenkneipen geschlagen werden. Diese Art der Veranstaltung sei einfach anders aufgrund des nicht Vorhandenseins des anderen Geschlechtes. Genauso wie es Frauenabende gibt, sollte es danach auch zulässig sein Herrenabende zu veranstalten, da diese einfach anders sind als wenn auch Vertreter des anderen Geschlechts anwesend sind. Dies sei jedoch keine Wertung gegenüber Frauen.Die Allgemeinheit hatte dabei durchaus Verständnis für diese Argumentation, jedoch wurde auch die Bitte geäußert, dass man entsprechende Herrenkneipen nicht an großen Veranstaltungen schlägt, bei denen der gesamte ATB eingeladen ist, wie z.B. einem 125. Stiftungsfest, sondern diese Art der Kneipe dann zu Semesterbeginn oder Ende stattfinden lässt.In wieweit sich die entsprechenden Verbindungen dieser Bitte anschließen werden bleibt abzuwarten. Man wird eine Zulassung von Frauen nicht erzwingen können, was auch meiner Meinung nach nicht sinnvoll ist. Zudem wurde beim Beschluss Frauen im ATB zuzulassen den Männerbünden zugesichert, dass ihr Verbindungsleben davon nicht beeinträchtigt werden dürfe. Dies sollte man bei der Diskussion nicht vergessen.2. Engagement im Dachverband. Recht oder Pflicht?Die Frage danach, wie man mit Verbindungen umgehen soll, die sich im ATB nicht engagieren oder sich nie blicken lassen wurde diskutiert. Dabei forderten einige, diesen Verbindungen das Stimmrecht beim ATB-Tag zu entziehen, sodass diese es nur zurückerlangen können, wenn sie sich wieder aktiv im ATB engagieren. Manche gingen sogar soweit, dass sie forderten solche Verbindungen aus dem ATB auszuschließen.Die Gegenseite brachte vor, dass abhängig von der jeweiligen Aktivengeneration das Engagement im ATB mal mehr und mal weniger bis gar nicht vorhanden sein kann. Man sollte daher eher darauf hinwirken Verbindungen dazu zu motivieren sich im ATB mehr zu engagieren und wenn dies nicht gelingt, heißt das nicht zwangsläufig, dass die nächste Generation genauso handeln wird, wobei diese natürlich von der vorherigen Generation geprägt wird und es nicht einfach ist so einen Kreis zu durchbrechen.Weiterhin wurde einigen Verbindungen vorgeworfen keine richtigen Verbindungen zu sein, weil diese keine Kneipen schlagen.Dies ist meiner Meinung nach eine rein provokative These und hat keinen Einfluss darauf ob es nun eine Verbindung ist oder nicht, da diese Verbindungen trotzdem die drei Prinzipien des ATB erfüllen. 1. Akademisch. Sie sind Studenten. 2. Sport. Sie sind verbunden im Sport. 3. Lebensbundprinzip. Solange eine Verbindung diese Prinzipien erfüllt ist es nach Auffassung der meisten Verbindungen auch eine Verbindung. Dieser Meinung schließe ich mich an und kann die Provokation von den „steilen“ Verbindungen nicht nachvollziehen. Diese fordern erst mehr Engagement von einigen Verbindungen und sorgen dann dafür, dass sich diese im ATB nicht wohlfühlen, wenn sie mit solchen Vorwürfen konfrontiert werden.Ein typisches Ereignis lieferte dazu die am Abend stattfindende Kneipe. Dort waren auch Vertreter der ATV Freiburg anwesend, die zum ersten Mal eine Kneipe besuchten. Leider konnten es sich ein paar Vertreter diverser Männerbünde nicht nehmen lassen sich komplett daneben zu benehmen und die Kneipe zu einer Farce werden zu lassen, woran jedoch auch die Führung der Kneipe durch das Präsidium seinen Anteil hatte. Mit dieser Erfahrung im Gepäck wird sich eine Verbindung die keine Kneipen schlägt zweimal Fragen ob sie eine solche Tradition wieder einführen möchte.Gleichzeitig wurde die Gelegenheit wahrgenommen und abschätzige Kommentare über Frauen loszuwerden, was gezeigt hat, dass alle Punkte die tagsüber besprochen wurden komplett nicht in den Köpfen einiger angekommen waren.3. Das schwarze PrinzipEinige Kooperationen sind willens aus verschiedenen Gründen ein Turnerband aufzunehmen. Bei uns ist dies sicherlich kein Thema und meiner Meinung nach ist der einzige Grund warum diese Verbindungen dies tun wollen der, dass sie sich auf Couleur-Bummel bei Burschenschaften und Corps damit einfach auf gleicher Augenhöhe fühlen wollen um sich von diesen nicht „anpöbeln“ zu lassen, dass sie keine richtige Verbindung sind.Zugleich warfen entsprechende Verbindungen ein, dass der Zipfel auch Couleur sei und bei strikter Befolgung des schwarzen Prinzips auch abgelegt werden müsse. Da der Zipfel jedoch grundlegend einen anderen Charakter besitzt als das Band ist er meiner Meinung nach nicht so problematisch. Jedoch zeigte sich klar, dass die Auslegung des schwarzen Prinzips von Verbindung zu Verbindung anders gelebt wird, wie ja auch der Umstand zeigt, dass beim Chargieren teilweise sogar Vollwichs getragen wird. Gleichzeitig wurde jede Art von Coulerartikel kritisch hinterfragt, wie z.B. Poloshirts die von vielen Verbindungen auch in der Öffentlichkeit getragen werden, auf denen der Zirkel der Verbindung abgedruckt ist.Ein großer Punkt, den ich selbst auch kritisch sehe ist jedoch die Verwendung von Sporttrikots auf denen die Farben der Verbindung abgedruckt sind. Manche Verbindungen haben sogar deren Farben quer über das Trikot gedruckt, was wie ein Band aussieht. Wenn diese nun nicht nur bei ATB-Veranstaltungen getragen werden, sondern beispielsweise auch bei öffentlichen Turnieren, so ist dies in meinen Augen sehr fragwürdig zu betrachten.Zudem wurde der historische Hintergrund erklärt, warum die Wiener ein Turnerband tragen, und was ein Turnerband überhaupt ist. Dies ist sehr vielen Verbindungsbrüder garnicht klar gewesen und hat durchaus zum Verständnis beigetragen, warum es den Wienern gestattet ist das Turnerband zu tragen.So entstand das Turnerband als Kennzeichnung der verschiedenen Turnvereine im Rahmen der österreichischen Turnbewegung. Da das Band nur für die jeweiligen Vereine stand und deren Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk signalisiert, in denen jedoch jede Bevölkerungsschicht vertreten war, vom einfachen Arbeiter bis zum Professor, steht das Band nicht für eine Abgrenzung einer Elite gegenüber einer breiten Masse, sondern jeder Bürger, der in einem Turnverein war, trug ein solches Band.Getragen wird das Turnerband auch nur intern. Es wird abgelegt, sobald man sich in die Öffentlichkeit begibt. Sodass auch hier das schwarze Prinzip weiterhin gilt. Zudem ist es durch die „vier F“ gekennzeichnet, damit man es als Turnerband erkennt.Die Historie der Turnbewegung in Deutschland jedoch war eine gänzlich andere. Dort wurde in komplett weißer Kleidung auf der Hasenheide in Berlin geturnt. Ein Band oder ähnliches gab es nicht. Daher beruht der Ruf der deutschen Verbindungen nach einem Band auch auf keiner historischen Grundlage und ist für mich nicht nachvollziehbar.Abschließend kann man sagen, dass das akademische Forum eine gelungene Veranstaltung war und genug Stoff bot um zu Hause mit der eigenen Verbindung über die verschiedenen Themen zu diskutieren. Denn selbst wenn uns keine der Kritiken betrifft ist es nicht verboten, sondern sogar erwünscht sich kritisch mit den Themen auseinander zu setzen.
In diesem Sinne freue ich mich auf spannende Diskussionen! Steel Z! Kommentare sind geschlossen.
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